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Landraub

Dokumentarfilm A 2015, 91 min
Regie: Kurt Langbein

Ackerland wird immer wertvoller. Jedes Jahr gehen etwa 12 Millionen Hektar Agrarfläche durch Versiegelung verloren.

Seit der Finanzkrise 2008 hat das globale Finanzkapital die Äcker der Welt als Geschäftsfeld entdeckt. Investoren kaufen im großen Stil Ackerflächen auf und übersäen sie mit Monokulturen, um für die Märkte reicher Länder produzieren zu lassen. Die Gewinnmargen der Investoren, die bisweilen auch von EU-Programmen gefördert werden, sind unerhört hoch. Böden werden unter hohem Aufwand an Wasser, Chemie und Energie für GPS-gesteuerte Maschinen eingeebnet. Die ortsansässigen Bauern müssen mit ihrem regionalen Landbau weichen.

„Landgrabbing“ ist der Begriff für diese moderne Form des Landraubes. Regisseur Kurt Langbein spürt in seinem sehr gut informierenden Dokumentarfilm diesem Phänomen nach. In Asien, Südamerika und Afrika, aber auch beinahe direkt um die Ecke, in Rumänien. Er zeigt die ökologischen und soziokulturellen Folgen des „Landgrabbing“ – die verheerenden Folgen der Monokulturen auf die Natur ebenso wie die Vertreibung und/oder Ausbeutung der Kleinbauern. Langbein hat mit den Beteiligten gesprochen, ohne anzuklagen, ohne zu verurteilen, aber schon mit einem deutlichen Blick auf die Verteilung von Recht und Unrecht. Er lässt Investoren ebenso zu Wort kommen wie Kleinbauern und Landarbeiter. Auf der einen Seite jene, die von ihrer Entdeckung der Landnahme als Geldanlage erzählen. Auf der anderen Seite die, die von Vertreibung, Hunger, Kampf und Zerstörung ihrer Heimat erzählen.

Der Film folgt den Protagonisten beider Seiten. In Kambodscha begleitet Langbein einen politisch engagierten Mönch, der die Ungerechtigkeit vor seiner Haustür mit einer Digitalkamera dokumentiert. Weitere Episoden führen unter anderem zu Erntehelferinnen in Äthiopien, zu einer Plantage in Sierra Leone oder in ein 5-Sterne-Hotel in Dubai, wo die Reichen und Schönen die Ernte aus aller Herren Länder kredenzen. Überall auf der Welt gibt es ähnliche Bilder: Für den offenbar unstillbaren Appetit der Industrieländer auf billige Produkte müssen Urwälder brennen, werden kleine landwirtschaftliche Nutzflächen eingeebnet und als Monokulturen mit Kunstdünger und aufwändiger Bewässerung neu bepflanzt. Die vormaligen Bauern können nicht mehr selbständig von der Landwirtschaft leben, sondern sie arbeiten meist für einen Hungerlohn auf ihren ehemaligen Feldern oder wandern in die Städte ab, wo es keine Arbeit für sie gibt.

Dieser gigantische Raubzug, bei dem es um eins der kostbarsten Güter geht – um fruchtbaren Boden – etabliert eine industrielle Landwirtschaft, die die kleinbäuerlich geprägten Sozialstrukturen dieser Länder völlig zerstört. Dieser Prozess, so Langbein, finde in einem Tempo statt, wie er in Europa niemals stattgefunden hat.

Der Film erzählt in großen Bildern, zeigt die Dimensionen, wühlt auf, macht nachdenklich. In Essays berichtet er von wichtigen Themen – der Ursache für die Verknappung, der Logik des Geldes und der Weichenstellung zwischen bäuerlicher Landwirtschaft und Agrarindustrie.

Langbein will sichtbar machen, wie unterschiedlich die Welten sind, die im globalen Agrargeschäft aufeinanderprallen. Seine Haltung dabei ist klar: Die globalen Landgeschäfte führen dazu, dass "statt Bauern Profitinteressen über unsere Böden bestimmen", zum Schaden aller. Die Verantwortung, daran etwas zu ändern, liegt aus seiner Sicht bei den Konsumenten und Politikern der reichen Länder. Denn bei aller Ruhe, die in seinen Bildern liegt, animiert Langbein zum Widerstand.

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