Neue Formen der Landkultur

 

Im alten „Schloss“ Quetz bei Zörbig herrscht seit 2005 reges Treiben. Das ehemalige Gutshaus ist wieder bewohnt, der Park vom Wildwuchs frei geschnitten, ein opulenter Gemüsegarten, als Schaugarten bekannt, weist allerlei Kräuter, alte regionale Gemüsesorten und Blumen aus, und im nahegelegenen Schlosswäldchen versteckt sich ein Hochseilgarten. Das „Schloss“ ist Arbeits- und Lebensort des Vereins Land.Leben.Kunst.Werk. e.V.

Der Verein versteht sich als ‚Unternehmen’ für eine nachhaltige Entwicklung. Sein Ziel: die Förderung und Entwicklung neuer Formen der Landkultur.Dabei geht es den Gründungsinitiatoren Christine Wenzel und Veit Urban nicht darum, alte Formen durch neue zu ersetzen, sondern das Dorf wieder zu beleben. Die alten Muster der Erwerbsarbeit, die auch das kulturelle und soziale, das ökologische und politische Leben bestimmt haben, tragen nicht mehr. Gerade im ländlichen Raum sind schrumpfende Gemeinden oder gar „sterbende Dörfer“ zu beobachten. Diesem Zustand will der Verein entgegenwirken.

„Dorf soll nicht als Defizitmodell wahrgenommen werden“, so Veit Urban. Um dem Rechnung zu tragen, hat der Verein ein Konzept entwickelt, das sich an den Ressourcen des ländlichen Raumes orientiert: In einer Gemeinschaft zu leben, die überschaubar ist, als Dorfbewohner eine regionale Identität zu entwickeln und sich Fähigkeiten zu erarbeiten, die zur Lebensbewältigung beitragen, sind Ziele des Konzepts.Es ist ein Anliegen des Vereins, die Neugier auf das unmittelbare Lebensumfeld zu wecken, um es neu zu entdecken. „Um auf dem Land leben zu können, müssen wir nicht nur Arbeitsplätze erfinden, sondern auch Formen von Arbeit wie Subsistenz-, Eigen- und Erwerbsarbeit kombinieren. Wir müssen die Ressourcen erkennen, um sie nutzen zu können. Dafür benötigen wir eine spezielle Art von Landbildung“, erläutert Veit Urban. „Die Kompetenzen sind bei den Menschen schon vorhanden, man muss sie nur wieder wahrnehmen und entwickeln. Wir wollen das Selbstbewusstsein fördern, damit wir erkennen, wie kompetent wir sind.“Eine wichtige Handlungsvoraussetzung ist mehr Souveränität und Autonomie der Dorfgemeinschaft.

Den Vereinsakteuren geht es deshalb um Vernetzung und um Beteiligung. „Wir brauchen Orte, die Begegnungen ermöglichen und in denen neue Erfahrungen gemacht werden können“, erklärt Christine Wenzel. Solche Orte sind nicht nur der regelmäßige „Salon“, in dem die Quetzdölsdorfer und ihre Besucher Anliegen des Dorfes und der Menschen diskutieren, sondern auch tätige Bereiche, wie der Schaugarten oder der Kletterwald. Sie ermöglichen, alte Kompetenzen neu zu entdecken und auszubauen und sich auf eine unbekannte, offene Zukunft vorzubereiten. „Wenn wir die Krise nicht als etwas Kurzfristiges, Vorübergehendes begreifen, können wir Veränderungen auch als Chance annehmen“, so Veit Urban.

Der Verein hat seine vielfältigen Projekte, in denen bis zu 25 Mitarbeiter täglich tätig sind in verschiedene Bereiche unterteilt: Arbeit, Bildung, Kultur und Wohnen. Die Projekte schließen das gesamte Lebensumfeld der Menschen ein. Nur so entwickeln sich neue Formen der Landkultur, die die Menschen auch zu Existenzgründungen befähigen. Impulse zu einer Neubelebung dörflichen Lebens erhalten die Vereinsmitglieder aus der internationalen Dorfbewegung, die ihre Wurzeln in Skandinavien hat. Sie haben ein Konzept entwickelt, das die ökonomischen Strukturen des Dorfes unter eine neue Gemeinschaftsorientierung stellt. Diese Idee einer neu konzipierten „Dorfwirtschaft“ stellt das alltagsökonomische Miteinander der Menschen in den Mittelpunkt. In einem integrierenden Dorfverein soll gemeinsam mit anderen Vereinen, Initiativen und privaten Leuten ein Dorfentwicklungsplan entstehen, der die Wünsche, Interessen und Kompetenzen aller Dorfbewohner bündelt. Denn, darin sind sich die Vereinsakteure einig, die Ebene, auf der die Menschen ihre Wünsche und Interessen aushandeln, ist die lokale Ebene. „Von hier aus kann man sich dann regional vernetzen und national koordinieren“, sagt Veit Urban.

 

 

Nachhaltige Dorf-, Regional- und Stadtentwicklung
Art des Akteurs: Privat

Akteur

Land.Leben.Kunst.Werk. e.V. - Unternehmen für eine nachhaltige Entwicklung
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