Food, Inc. - Was essen wir wirklich?
Dokumentarfilm USA 2008, 93 min
Regie: Robert Kenner
Der oscarnominierte Film des Regisseurs Robert Kenner und der Journalisten Eric Schlosser und Michael Pollan thematisiert die Nahrungsmittelproduktion in den USA.
Der Film erinnert in skurriler Weise an die französische Komödie „Brust oder Keule“ (L’aile ou la cuisse) aus dem Jahr 1976 mit Louis de Funès in der Hauptrolle, in dem ein Restaurantkritiker den miesen Tricks der Lebensmittelindustrie auf die Schliche kommt.
In drastischen Bildern führt Robert Kenner die Folgen der industrialisierten und monopolisierten Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion mit ihren gefährlichen und schädlichen Folgen vor Augen. Die heutigen Nahrungsmittel, so zeigt der Film, stammen mittlerweile weitestgehend aus der Fließbandproduktion. Arbeiter und Tiere werden missbraucht.
Wenige multinationale Konzerne bestimmen das Nahrungssystem. Sie kontrollieren es vom Saatgut bis zum Supermarkt. Es sind Monopolisten, die längst kein Fleisch mehr von glücklichen Kühen oder Hühnern verkaufen, obwohl ihre Werbung das immer noch suggeriert. Die Lebensmittelindustrie setzt zur Mehrung des Profits auf hormonbehandeltes Mastvieh, genmanipuliertes Getreide und technologisch entwickelte Lebensmittel.
Das Angebot scheint heute grenzenlos. 47.000 Produkte führt ein durchschnittlicher amerikanischer Supermarkt. Doch für das vielfältige Angebot zeichnen letztlich nur eine handvoll Firmen verantwortlich. Insbesondere die Produktion von Fleisch ist einer starken Konzentration ausgesetzt. Gab es 1970 noch Tausende von Schlachthöfen in den USA, waren es 2008 noch 13. Die vier größten Fleischverarbeiter in den USA bestimmten 2008 mehr als 80 Prozent des Marktes, 1970 waren es noch 25 Prozent. Die gleiche Konzentration herrscht auch auf dem Saatgutmarkt. 90 Prozent aller Sojabohnen in den USA enthalten Gene, auf die der Agro-Gigant Monsanto ein Patent hat. Ehemalige Monsanto-Mitarbeiter, die in die Politik gewechselt sind, waren federführend an der Entscheidung beteiligt, gentechnisch veränderte Produkte nicht zu kennzeichnen. Mit dem Ergebnis, dass heute 70 Prozent aller verarbeiteten Produkte in einem amerikanischen Supermarkt gentechnisch veränderte Zutaten enthalten.
Deshalb geht es, so die Filmemacher, „nicht nur darum, was wir essen, oder um unsere Gesundheit, sondern darum, was wir wissen dürfen“.
Gegen die Transparenz der Lebensmittelherstellung wehren sich die Konzerne. Sie überziehen Kritiker mit Prozessen, kündigen jenen die Verträge, die nicht in ihrem Sinne produzieren oder gar Kamerateams hinter die Kulissen schauen lassen. Und selbstverständlich hat der gentechnikdominierende Saatgutkonzern Monsanto eine eigene Website zum Film eingerichtet.
Die Entwicklung der Lebensmittelproduktion in Europa weist in die gleiche Richtung, auch wenn sie auf den ersten Blick nicht so drastisch erscheint wie in den USA. Die USA sind den Europäern wie so oft auch in der Industrialisierung und Technologisierung um einiges voraus. Es bleibt also die bange Frage: Holt diese Entwicklung auch uns in Europa verstärkt ein, oder kann ihr etwas entgegengesetzt werden?
Die Filmemacher jedenfalls fordern den Zuschauer auf, Stellung zu beziehen, sich gegen die Bevormundung durch die Lebensmittelindustrie zu wehren und Verantwortung für die eigene Ernährung zu übernehmen.
Diese erschöpft sich nicht darin, sich bewusst für gesunde und regionale Produkte zu entscheiden, sondern muss konsequenterweise auch die Erhaltung bzw. Reaktivierung einer regionalen Lebensmittelproduktion und -verarbeitung politisch einfordern. Denn nur diese garantiert den Verbrauchern letztlich gesunde, transparente und klimaverträglichere Nahrungsmittel aus artgerechter Tierhaltung. Die Monopolisierung der Landwirtschaft und der Lebensmittelherstellung jedenfalls, ist nicht nur ungesund für die Verbraucher, sie zerstört auch die Regionen und degradiert diese zu abhängigen Versorgungsgebieten – weltweit.