In den Müllbergen Deutschlands gärt es. Über drei Millionen Tonnen Methan entstehen hier jedes Jahr - mit einem Energiegehalt von 50 Milliarden Kilowattstunden. Würde das aus organischen Abfällen entstehende Deponiegas genutzt, könnten zwei Atomkraftwerke abgeschaltet und mehrere Großstädte mit Fernwärme beheizt werden.
Und nicht nur das: Methan ist ein besonders gefährliches Treibhausgas: laut Kyoto-Protokoll entspricht eine Tonne Methan 21 Tonnen Kohlendioxid. Auch wenn seit dem Jahr 2005 in Deutschland kein Hausmüll mehr deponiert werden darf, werden die Deponien noch etliche Jahre hoch klimaschädliches Methan produzieren.
Als die Stadtwerke Dessau 1996 das neue Gaserfassungssystem am Scherbelberg in Betrieb nahmen, wollten sie vor allem die klimaschädlichen Emissionen der Deponie verringern. Zunächst führten die Stadtwerke das Gas einer Hochtemperaturfackel von 1200 °C zu und entsorgten es so unschädlich für die Umwelt.
40 Gasbrunnen mit einer Tiefe bis zu 35 Metern wurden seit dem Start der Anlage gebohrt. Von den Brunnen nimmt das Gas seinen Weg in die Gasregelstationen, wo der Methangehalt bestimmt wird. Liegt er über 40%, das sogenannte Gutgas, kann es energetisch genutzt werden. Der hohe Methangehalt in Dessau überzeugte die Stadträte: 1999 ging das deponiezugehörige Blockheizkraftwerk in Betrieb, in dem zwei Gasmotoren Wärme und Elektroenergie erzeugen. Beides wird in die städtischen Netze abgegeben. Heute liefert die Deponie soviel Energie, dass 1400 Dessauer Haushalte mit Strom und 280 Einfamilienhäuser mit Wärme versorgt werden können. Und möglicherweise wird Dessau bald beispielgebend: Die Stadt Mangaung in Südafrika ist am Bau einer solchen Anlage interessiert.